Die neue Moody segelt gut, ist von kleiner Crew zu beherrschen und bietet ein intelligentes, gut designtes Wohnkonzept. Damit dürfte sie auch Leute ansprechen, die viel Zeit auf dem Wasser, nicht nur auf See, verbringen wollen. Wir testeten den Newcomer auf der Ostsee bei Neustadt (für das "float"-Magazin).
Die überzeugendsten Momente bei Bootstests ergeben sich manchmal überraschend, und wir hatten gleich zwei davon. Aus Personalmangel (wegen Corona) war die Werftcrew nur zu zweit erschienen, und da Fotos vom Motorboot aus gemacht werden sollten, musste Bootsbaumeister Andi Unger die neue Moody 41 DS allein bewegen, während sein Kollege die fotografierenden Journalisten chauffierte. Die beiden erwähnten es mit keinem Wort (vermutlich weil es ihnen gar nicht auffiel): Unger lieferte den ungeplanten Beweis, dass eine Person allein mit diesem Boot in einem engen Hafen an- und ablegen, auf See kreuzen, halsen und Kreise fahren kann, und dazu noch ein bisschen ein- und ausreffen. Und zwischendurch schnell segeln.
Der zweite überzeugende Moment kam zum Schluss. Eigentlich wollten wir nach dem Test mit den Werftleuten noch einen Kaffee trinken, aber an der Kaimauer stand ein Ehepaar und sah sich mit leuchtenden Augen das Schiff an. Sie waren eigentlich nach Neustadt gekommen, um ein anderes Boot zu besichtigen und zu segeln, aber als sie die seeklare Moody sahen, fragten sie, ob sie mit der auch noch fahren dürften. Vertriebschef Maxim Neumann lud sie sofort zu einer Spontan-Probefahrt ein. Unser Werft-Kaffee fiel damit aus, doch wir trafen das Paar eine Stunde später nochmal, und sie waren äußerst angetan von dem „schönen Schiff“ (so die Frau), das „technisch einen sehr guten Eindruck macht“ (ihr Mann).
Und nicht ganz billig ist. Die Standard-Version kostet segelfertig knapp 400.000 Euro plus Mehrwertsteuer, für „normale“ Endverbraucher, die die Steuer nicht weiterreichen können, machte das bis vor kurzem 475.000 Euro. Durch die Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent, mit der die Bundesregierung den eingeknickten Konsum anschieben will, sinkt die Steuer um 11.000 auf 64.000 Euro. Das nimmt man doch gern mit. Die Version, die wir segelten, lag allerdings durch elektrische Antriebe, ein zweites Bad für den Eignerbereich und andere schöne Dinge bei 620.000 Euro (nach alter Mehrwertsteuer).
Moodys neue Decksalon-Yacht war mit Spannung erwartet worden, in Düsseldorf stürmten Segler und Journalisten die Neuerscheinung. Sie hatte da noch keinen Kiel, weil der nicht fertig geworden war, aber in der Halle störte das niemanden. Als das Schiff jedoch im März zu den Werfttests ins Wasser gehen sollte, entfaltete die Corona-Pandemie gerade ihre volle Bremswirkung, und die Werft in Greifswald musste ihre Fertigung umorganisieren. Großserienyachtbau lässt sich nicht im Home-Office betreiben. „float“ konnte die Baunummer 2 im Juni auf der Ostsee testen.
Bei Segelyachten kommt es den meisten Käufern darauf an: Sieht das Schiff gut aus? Es ist ein irrationales Kritierium, aber oft ausschlaggebend. Für Vercharterer und Segelschulen mögen der Preis und die Unempfindlichkeit des Geräts wichtiger sein als die Ästhetik, aber jeder, der ein Schiff für sich selbst kauft, will, dass es schön ist. Weitere entscheidende Kriterien: Segelt das Schiff sicher und gut (und möglichst auch schnell)? Kann man gut darauf leben? Ist die Bauqualität dem Preis angemessen?
Aber der Reihe nach.
Die Moody 41 DS zeichnet sich durch eine markante, selbstbewusste Optik aus und ähnelt darin ihren größeren Schwestern. Nicht nur als technische Konstruktion ist sie gelungen, sondern auch als Design. Gemessen an der Deckshöhe über der Wasserlinie ist sie nicht besonders hochbordig, aber durch das hohe Schanzkleid, das eher an ein Nordsee-Arbeitsschiff als an eine filigrane Yacht erinnert, erscheinen die Rumpfseiten mit der aufgesetzen Reling sehr hoch. Das gibt beim Gang zum Vorschiff ein sicheres Gefühl, und erstaunlicherweise ruiniert es die Optik nicht. Das Schiff wirkt kraftvoll, und keineswegs unproportioniert. Aus der Drohnen-Perspektive, die man normalerweise ja nicht hat, sieht man das füllige Vorschiff und das breite Heck. In Düsseldorf fragte ein englischer Journalist ungläubig, ob das Schiff wirklich nur 41 Fuß lang ist. Nun ja, es ist inklusive Bugbeschlag, der den Anker und die Rollgenua trägt, drei Zentimeter länger, aber der Rumpf misst sogar nur 11.99 m (also unter 41 Fuß), bei 4,20 m Breite.
Die Linien der Fensterfront und des Dachs, das sich als freitragendes Bimini übers Cockpit fortsetzt, sind harmonisch. In kleinen Details, wie der flachen Griffleiste und dem sauber um die Oberwanten herum gebogenen Relingsrohr zeigt sich der Wille zu gutem, praxisorientiertem Design. Das Bimini hat nur feste Kanten, dazwischen gleitet ein Rollo-Sonnendach mit Edelstahlstreben. Mit zwei Handgriffen wird so aus dem offenen Cockpit eines mit Sonnendach. Schade, dass es nicht auch noch wasserdicht ist, aber das Moody-Design-Team hat bewusst darauf verzichtet. Das Bimini ist ein Sonnendach, und nicht Bestandteil einer Kuchenbude.
Moody war eine der angesehensten britischen Yachtwerften, und die Hanseyacht AG in Greifswald, die die Marke 2007 übernahm, will den guten Ruf und den Charakter der Moodys erhalten und stärken. Moody wurde 1827 als Reparaturwerft für Fischerboote gegründet, begann 1935 mit dem Yachtbau, und setzte in den 60er Jahren als einer der ersten Betriebe auf das moderne Baumaterial GfK. Konstrukteurslegende Angus Primrose („Gips Moth IV“) zeichnete für Moody, und sein junger Mitarbeiter Bill Dixon übernahm später seinen Job. Dixon Yacht Design ist heute ein weltweit tätiges, vielseitiges Konstruktionsbüro. Bei Hanseyachts hatte man sofort begonnen, die Moody-Linie komplett zu erneuern, aber sie haben den Briten als Konstrukteur behalten. Das hat sich gelohnt, die Ergebnisse (auch die anderen Moodys sind ja Dixon-Designs) sprechen für sich. Es gibt heute zwei Moody-Linien: Die Moody 41 AC mit Achtercockpit hat unter Wasser moderne Linien und über Wasser Retro-Design, die 45 DS und die 54 DS sind Decksalon-Yachten. Zu dieser Linie gehört die 41 DS.
Das Decksalon-Konzept ist eine konsequente Weiterführung des Motorsegler-Konzepts, Hanseyacht-Gründer Michael Schmidt hat es 2007 den neuen Moodys verordnet. Segeln, Navigieren, Kochen, Essen, Kommunizieren – das alles findet auf einer Ebene statt. Es gibt keinen Salon im „Keller“ (wohl aber einen pfiffigen „Technik-Keller“ mit Platz für die Waschmaschine unter der Pantry). Beim Testsegeln in der Neustädter Bucht blickte der Rudergänger durch das Deckshaus auf das Wasser nach Lee, um Wegerecht-Situationen zu klären. Er sitzt oder steht dabei bequem an einem der beiden Steuerstände. Bei ungemütlichem Wetter sitzt die aktive Crew im Deckssalon, bei Nachtfahrt kann eine Standby-Person voll angekleidet im Salon ruhen (Kojensegel im Deckshaus gegen Aufpreis).
Zum Schlafen, oder wenn man sich einfach zurückziehen will, geht man in seine Kabine. Die Eigner-Kabine ist im Vorschiff, die Gästekabine an Steuerbord. Unser Testschiff hatte die 2-Kojen-Version als Gästekabine, mit 75 x 200 Zentimetern bequem und seetauglich zugleich. Ein gemütlicher Raum, der viel schöner ist als die verwinkelten Achterkajüten, die sich auf vielen Charteryachten von innen ans Cockpit schmiegen. An Backbord haben die Gäste ein eigenes Bad. Das geräumige Bad der Eigner ist aus dem Vorschiff zugänglich. Überall herrscht mit 1,95 bis 1,97 Meter zeitgemäße Stehhöhe. Da die Moody 41 DS perfekt von zwei Leuten zu fahren ist, und vier Personen an Bord bereits als Vollbesetzung gelten dürfen, herrscht hier wirklich Platz. Natürlich passen für Tagestörns auch mehr Leute an Bord, aber idealerweise stellt man sich die 41 DS als Schiff für ein Paar vor, das längere Reisen machen und hin und wieder Freunde an Bord haben möchte. Oder die Kinder.
Die Eignerkajüte auf dem Testboot hatte eine sechseckige Koje, der man auf den ersten Blick nicht zutraute, dass man hier bequem zu zweit schlafen kann. Aber es geht, wie der praktische Versuch zeigte, sogar sehr gut. In der Mitte zwei Meter, an Kopf- und Fußende nur ein Meter breit – ungewohnt, aber praxistauglich.
Die Räume sind schlicht und edel zugleich gestaltet, das Finish und die Verarbeitung hinter den Sichtflächen ist gut. Die Eigner haben die Wahl zwischen vier Polsterqualitäten, zwei in Tuch und zwei in Leder. Es gibt jeweils fünf Farben zur Auswahl, die Aufpreise liegen zwischen 890 und 4200 Euro. Dies nur als Beispiel: Auch für die Rumpffarben, Gennaker und Decksbeläge stehen zahlreiche Varianten zur Verfügung. Es wird vermutlich nicht vorkommen, dass eines Tages zwei identisch ausgestattete Moodys auf See sind.
Das Testschiff war mit einem Mast-Rollsegel von Elvstrøm ausgestattet, das nicht ganz problemlos aus dem Mast kam, als es aber draußen war, einen guten Stand und einwandfreie Amwind-Leistungen zeigte. Mit 8 bis 16 Knoten Wind war es nicht möglich, die wahren Segeleigenschaften zu austesten, aber immerhin fuhren wir am Wind mühelos 7,6 Knoten, mit einem Schrick in den Schoten 8,2 Knoten. Das entspricht der theoretischen Rumpfgeschwindkeit! Unter Selbstwendefock (Standard) dürften die Leistungen etwas niedriger ausfallen. Die mechanische Steuerung, eine Jefa-Anlage mit Schubstangen, ist leichtgängig und gibt ein gutes Rudergefühl. Unter den moderaten bis mittleren Segelbedingungen während des Tests ließ sich das kursstabile Schiff mit den Fingerspitzen steuern, und auch bei viel Wind dürfte der Rudergänger mit Steuern und gelegentlichem Segeltrimm nicht überfordert sein. Mit zwei Rollvorsegeln ist man praktisch jeder Windstärke gewachsen.
Konstrukteur Bill Dixon bezeichnet seine modernen Moodys als „echte Segelschiffe“, die Zeiten, in denen Yachten mit größerem Decksaufbau als Motorsegler einen Kompromiss darstellten, sind vorbei. Unter Maschine erreichten wir mit dem 3-Blatt-Faltpropeller sogar 8,4 Knoten, das ist mehr als im Nordostsee-Kanal erlaubt.
Das geräumige Cockpit, die Liegefläche auf dem Vorschiff, die riesigen Backskisten, der Ankerkasten über der Vorpiek, der gleichzeitig als Sitzplatz gegenüber der Sonnenliege dient – das alles sind großzügige und funktionierende Lösungen. Den britischen Konstrukteuren und dem Hanseyachts-Design-Team ist ein Schiff gelungen, an dem sich nicht ernsthaft etwas bemängeln lässt (es sei denn, man will was ganz anderes). Die Moody 41 DS segelt gut und leicht, man kann sich das Schiff dank einer Vielfalt von Ausstattungsvarianten für kalte und warme Gefilde ausrüsten, und es ist vermutlich ein besonderer Genuss, an einem kalten, regnerischen Tag im Deckssalon zu sitzen, über den Hafen zu schauen und einen Tee zu trinken.
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Länger über alles: 12,52 m
Rumpflänge: 11,99 m
Breite: 4,20 m
Tiefgang: 2,14 m (oder 1,83 m)
Verdrängung: 11,2 t
Masthöhe ü. WL: 19.92 m (Rollmast 20.17 m)
Segelflächen
Groß 45 qm
Selbstwendefock 38 qm
Genua 54,4 qm
Gennaker 134 qm
Motor (Yanmar): 57 PS (41,9 kW)
Kraftstoff (Diesel): 210 l, zweiter Tank optional
Frischwasser: 180/220 l
Maximale Passagierzahl: 10 Personen
CE-Kategorie: A (Hochsee)
Preis inkl. 16 % MWSt.:) 462.840 Euro
inkl 19 % MWSt.): 474.810 Euro
Die Standardversion enthält Teakdeck, Bugstrahler, E-Winschen, keine Navigationsausrüstung außer beleuchtetem Kompass.
Hans-Harald Schack ist Journalist und segelt. Er schreibt Magazin-Reportagen und Bücher, macht Lektorate und Übersetzungen. Mit dem Clipper Round The World Race segelte er von China nach San Francisco und durch den Panama-Kanal in den Atlantik. Sein Web-Log und Reportagen darüber gibt es als e-Book und als Buch: "Von Qingdao nach New York". Zur Zeit ist er mit dem 1971 gebauten S&S-Halbtonner "Topas" in Nordeuropa unterwegs. Das Schiff ist übrigens zu verkaufen!