Reisetagebuch 5. März 2014

Willkommen in Qingdao

Bin heil in Qingdao angekommen, das war ja auch nicht anders zu erwarten. Moderner Flughafen, moderne Autobahn, modernes Stadtzentrum. Ein Segelfreund hat geschäftliche Kontakte hierher, und ich werde - obschon im Hotel untergekommen - unauffällig und freundlich umsorgt. Gestern abend wurde ich zum Essen mit einer Schweizer Delegation eingeladen, wo man überrascht war, dass ein Boot namens "Switzerland" unter englischer Flagge und mit ziemlich internationaler Crew (10 Länder) im Clipper Race segelt.

 

Während sich die Segler mit Sturm und starkem Schiffsverkehr in der Straße von Taiwan herumschlagen, laben meine Gastgeber und ich uns an einer nicht enden wollenden Reihe von Köstlichkeiten. Hätte mir jemand vor Kurzem gesagt, dass ich dereinst Austern mit Stäbchen esse, ich hätte das bezweifelt. Gestern habe ich's getan. Die Auster war allerdings überbacken und mit Nudeln und Gewürzen in der eigenen Schale angerichtet. Und so ging es weiter, u.a. mit leckerem Seegras in Gelee, Gemüsen, mancherlei seafood und Tsingtao-Bier. Einige der Chinesen prosteten uns mit Weißwein zu, der überraschenderweise aus einer Teekanne eingeschenkt wird. Ganbei!

 

Mit dem Vizechef der Handelsbehörde von Qingdao unterhalte ich mich über die deutsche Fischindustrie, er kennt den Hamburger Fischmarkt, aber natürlich auch die Realität hinter diesem touristischen Aushängeschild. Zwei Damen der Schweizer Delegation waren beim America's Cup in San Francisco und haben die rasenden AC 72 dort vom Ufer aus gesehen. Eine Mitarbeiterin der Handelskammer verwendet das Wort "Gesundheitsindustrie" (statt Gesundheitswesen), was höflichen Widerspruch auslöst. Ich werde dafür kämpfen, dass dieser treffende Begriff seinen festen Platz in der deutschen Sprache bekommt.

 

Nachmittags spricht mich auf der Straße zwischen Evergrowing Bank und Everbright Bank ein Mann an: "You are welcome!" Dann will er wissen, woher ich komme, was ich mache und wie lange ich bleibe. Nach zwei Minuten gehen wir, bereichert um ein freundliches Gespäch, unserer Wege.

 

Der Versuch, eine Telefonkarte zu kaufen, scheitert an der Spachbarriere. Die Verkäuferin im Laden spricht kein Wort Deutsch. Im Geschäft nebenan, das leider nur Sportbekleidung führt, schreibt mir ein Verkäufer für den Taxifahrer die Adesse von China-Mobile auf.

 

Mein Handy kennt erstaunlicherweise China Mobile schon, wie ich in den Tiefen der Untermenüs herausfinde. Ich hoffe, es telefoniert nicht die ganze Zeit heimlich mit Deutschland.

 

Nachher - im Moment ist es 03:45 Uhr Ortszeit, für die langsameren Systeme in meinem Körper also 20:45 Uhr - gehe ich Essen einkaufen, was man für 20 Mann und 30 Tage so alles braucht. Ich hoffe, da gibt es keine Missverständnisse, die sich erst beim Dosenöffnen auf See zeigen. Aber auch hier mache ich mir keine Sorgen, denn es hat sich kurzfristig herausgestellt, dass eine Mitarbeiterin von Herrn Chen mich begleiten wird.

 

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Ein paar Infos über das Rennen und die bisher veröffentlichten Artikel findet ihr hier. Und in der Navigationsleiste stehen dort auch kurze Berichte über die Etappen. Auf der Clipper-Website gibt es den Race-Tracker, tägliche Regatta-Berichte und die lesenswerten Skipper-Reports.