Ich habe wunderbar geschlafen, denn ich hatte wieder die mothers-Schicht und konnte dann in der mother’s bunk von elf Uhr abends bis zum Vormittag durchschlafen. Bin um acht Uhr aufgewacht, habe dann ausgiebig Körperpflege betrieben (Zähneputzen und so...) und mich dann noch mal in meinen unendlich gemütlich Gauss-Schlafsack gekuschelt. Dann aber hoch!
Meine Hände sehen gut aus, weil regelmäßig gecremt, fühlen sich aber an wie durch den Wolf gedreht. Manche Finger kribbeln dauernd, da repariert sich vermutlich was. Mein Crew-Buddy Edward hat kürzlich das Problem des „spotty botty“ angesprochen, den Pickligen Po. Gegen dieses Langstreckenseglerleiden haben wir eine Creme in den Toiletten („bitte nur einmal mit dem Finger rein“). Hautpflege ist das A und O des Wohlfühlens an Bord.
Vicky hatte uns vor der Abreise geraten, die Zehennägel nochmal zu schneiden („damit sie in vier Wochen nicht vorn bei den Stiefeln rauskommen“), und auch sonst leben wir sehr hygienisch.
Ich habe mich seit zwei Wochen nicht rasiert, was schrecklich aussehen dürfte, aber ich muss es ja nicht sehen. Es gibt keine Spiegel an Bord. Doch, einen winzigen, den jemand neben dem achteren Klo hinter einen Schlauch geklemmt hat.
Fuß-, Hand-, Gesäß- und Gesichtspflege sind entscheidend für die Lebensqualität an Bord. Wir arbeiten viel mit Feuchttüchern (Huggie Wetwipes), und es gibt Vorschriften für das Händewaschen. Jeder Handlauf, den wir mit feuchten Händen anfassen, wird ja im nächsten Moment von jemand anderem angefasst.
Gestern habe ich zum Ende meiner Mothers-Wache die Besteckschublade und zwei Geschirrfächer ausgewaschen, Co-mother Aly hatte sich vorher schon andere Fächer vorgenommen. Als letztes habe ich dann Küchenhandtücher ausgekocht und den Fußboden in der U-förmigen Galley gewischt. Nicht schlecht, was da für ein Dreck zusammenkommt. Wir kämpfen täglich für die Sauberkeit von „Switzerland“, und es ist noch nicht sicher, wer gewinnt.
Körperpflege, Küchendienst – spannender Blog heute. Fehlt bloß noch Kloputzen. Das steht übrigens heute (außer Segeln) auf meinem Dienstplan.
Auf einen Tag Küchendienst folgt immer der Tag mit dem Klodienst. Die Toiletten werden dreimal täglich gereinigt – was man ihnen selten ansieht.
Wer im Urlaub auf geflieste Bäder und flauschige Frotteetücher wert legt, sollte sich einen anderen Reiseanbieter suchen. Alkohol gibt’s übrigens auch nicht!
Auf den sechsstündigen Wachen (6-12 und 12-18 Uhr) stellen wir die Uhr heute jeweils eine halbe Stunde vor. Wer da gerade schläft, verliert eine Stunde Schlaf, wer arbeitet, bei dem verkürzt sich die Arbeitszeit. Deshalb verteilt sich die Zeitumstellung auf eine Wache und eine Freiwache. Im Moment sind wir bei UTC + 10, ab heute abend bei UTC + 11 h. Der Abstand nach Deutschland ist eine Stunde kürzer. Im Klartext: Ab heute Abend bin ich zeitlich meinen Lieben 10 Stunden voraus. Und wie das mit der Sommerzeit wird, müssen wir noch sehen. Denn dann kommt ja noch die Datumslinie...
Chris verkündete vorhin die stats, die Statistik: Noch 3360 Meilen bis San Francisco, wir machen pro Stunde 10,6 Meilen Fahrt Richtung Ziel (VMG, velocity made good). Dann kann das ja jetzt nicht mehr lange dauern!
Den Race Tracker mit der aktuellen Position der „Switzerland“ sowie den anderen elf Teilnehmer-Booten findet ihr unter http://yb.tl/clipper2013-race10 und hier geht's zum vorherigen Artikel.
Hans-Harald Schack ist Journalist und segelt. Er schreibt Magazin-Reportagen und Bücher, macht Lektorate und Übersetzungen. Mit dem Clipper Round The World Race segelte er von China nach San Francisco und durch den Panama-Kanal in den Atlantik. Sein Web-Log und Reportagen darüber gibt es als e-Book und als Buch: "Von Qingdao nach New York". Zur Zeit ist er mit dem 1971 gebauten S&S-Halbtonner "Topas" in Nordeuropa unterwegs. Das Schiff ist übrigens zu verkaufen!